Von Kerzenlicht, Wasserschlachten und Lieblingskolleg*innen

 WIR HABEN WIEDER STROM!

Und ja, das ist eine Neuigkeit, die jede Betonung verdient hat. Den Luxus von elektrischem Licht, einem Kühlschrank, warmem Wasser, Wlan und funktionierenden Steckdosen dürfen ich und meine Mitbewohner*innen nämlich erst seit wenigen Tagen wieder genießen. Nach fast zwei Wochen. Die Hintergrundgeschichte dazu ist etwas kompliziert und ich habe wahnsinnig wenig Lust, euch mit den Details zu nerven, aber ich dachte, eine kleine Meldung in meinem Blog ist es doch wert. Nachdem ich mich jetzt etwas länger nicht gemeldet habe, verspüre ich aus unerklärlichen Gründen einfach den Drang, euch allen mitzuteilen, dass ich zwölf Tage lang in Kerzenlicht mit kaltem Wasser geduscht habe, nachdem ich am zweiten Tag das geschmolzene Eis des Tiefkühlfachs vom Küchenboden aufwischen und am vierten Tag unseren Kühlschrank von seinen vollständig verschimmelten Inhalten befreit habe.

Dass ich mich länger nicht gemeldet habe, liegt übrigens daran, dass es mir viel besser geht als beim Schreiben meines letzten Eintrags. Nach der erfolgreich überstandenen Magenschleimhautentzündung durfte ich mich zwar unmittelbar über eine zweiwöchige Erkältung und den abgeschalteten Strom in unserer Wohnung freuen, aber irgendwie war das alles nicht mehr so schlimm. 

Das Menschen-in-Quilmes-Kennenlernen stellt zwar noch immer eine ziemliche Herausforderung dar, trotzdem habe ich es aber in den letzten Wochen geschafft, mehr Dinge zu unternehmen, Orte in Quilmes und Umgebung zu entdecken und Pläne in die Tat umzusetzen.

Und da ich durch mein jetzt etwas spannenderes Leben einige Bilder angesammelt habe, kommt hier eine kleine Auswahl, die meine letzten Wochen hoffentlich ganz gut zusammenfassen kann.

Einfach weil es so schön war: Unsere Badbeleuchtung ohne Strom.

Am 5. November fand in Buenos Aires die Pride-Parade statt, an der wir mit viel Enthusiasmus teilgenommen und uns unter die vielen bunt gekleideten und bemalten Menschen gemischt haben. Die Plakate auf dem Foto fand ich besonders lustig, wer möchte, darf sie sich gerne selbst übersetzen (auf den Hinteren steht: "El sexo sucio y el planeta limpio"). :)

Vom 19. bis zum 21. November hatten wir ein langes Wochenende und haben die drei Freiwilligen in Cordoba, der zweitgrößten Stadt Argentiniens, besucht. 

Mein persönliches Highlight war eine Fahrt in die Berge rund um Cordoba, wo wir Felsen hochgekraxelt und spontan in Unterwäsche in einem kleinen See am "Playa de los Hippies" schwimmen gegangen sind.




Aber neben Filmmomenten und Abenteuern besteht mein Leben natürlich nach wie vor zu einem großen Teil aus meinem Arbeitsalltag, von dem es, wie es das Wort schon vermuten lässt, nicht immer wahnsinnig viel Neues oder Spannendes zu berichten gibt. Mir ist es aber einfach wichtig, immer mal zu erwähnen, dass ich einen Freiwilligendienst mache, also Vollzeit arbeite, und in diesem Blog natürlich von den Dingen berichte, die "besonders" oder "aufregend" sind, aber ich mache weder einen Abenteuerurlaub, noch eine klassische Reise, sondern stehe fünf Vormittage die Woche in unserer kleinen Bäckerei und backe (im Falle dieses Fotos) 400 Exemplare von Minipizzen. Und das macht mir  auch eine ganze Menge Spaß!


Und manchmal gibt es dann auch von der Arbeit etwas Spannendes zu berichten: Obwohl es noch fast einen Monat bis zum offiziellen Sommeranfang dauert, genießen wir in Buenos Aires seit etwa zwei Wochen täglich Temperaturen um die 30 Grad, also gab es letzte Woche eine ordentliche Wasserschlacht im Zentrum - und natürlich wollten ausnahmslos alle Kinder die Ersten sein, die die deutsche Freiwillige angreifen (die keine Wechselklamotten mitgebracht hatte, da sie von ihrem Glück am Morgen noch gar nichts wusste).

Und manchmal sind die kleinen Momente die Schönsten. Hier seht ihr den großartigen Versuch meines Kollegen Leo, das Wort Lieblingskollegin für mich zu schreiben (Wenn man die spanische Aussprache der Buchstaben kennt, ergibt diese Schreibweise übrigens total viel Sinn!).

Und weil ich es nicht lassen konnte und es gerade allen zeigen muss, die es sehen oder nicht sehen wollen: Meine Zimmernachbarin Marlen hat mich letzte Woche gezeichnet!

Zum Schluss nur ein kleines bisschen verspätet zum 1. Advent: Es ist schon ein sehr absurdes Gefühl, in kurzer Hose und Top schwitzend an Schaufenstern vorbeizulaufen, die mit Schneeflocken und dicke Wintermäntel tragenden Weihnachtsmännern vollgestopft sind. Auf den ersten Blick ist das natürlich irgendwie witzig, trägt aber für mich auch immer den bitteren Beigeschmack der Kolonialisierung.

Ich hoffe, ihr (jedenfalls alle Leser*innen, die sich gerade in der nördlichen Hemisphäre aufhalten) genießt die vielleicht etwas mehr zur Deko passende Weihnachtsatmosphäre, die hier einfach nicht so richtig aufkommen will. Dafür genieße ich stellvertretend für euch die täglich prasselnde Sonne in vollen Zügen, hoffe, dass ihr alle eine schöne Adventszeit habt und hoffe außerdem, dass ich hier in diesem Jahr nochmal etwas von mir hören lasse! :)

Kommentare

  1. Wie schön, dass es dir wieder besser geht und du Land und Leute genießen kannst.
    Uwe

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  2. Wow, dann hast du etwas durchgestanden, mit dem wir uns in D (oder Europa) bisher nur gedanklich auseinander setzen: Stromausfall! Bin gespannt, irgendwann mal zu hören, wie ihr die Zeit ohne Handy und Laptop verbracht habt!
    Freu mich auch sehr, dass es dir wieder besser geht!
    Umarmung von Martina

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    1. Wie gut, dass der mitteleuropäische Magen "mitgespielt" hat. Weiterhin viel Freude am Sein in Argentina.
      Oma S. und Opa B.

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  3. Richtig cool, dass du mal so richtig raus kamst aus der Stadt! Leo ist und bleibt der MVP und ich hoffe, dass ihr mit Kerzen und Deo im Bad auch mal ein bisschen Chemie betrieben habt. Viele Grüße ausm nasskalten Alemannia, Paul

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    1. Halo vi gueat paul ! Tanke! Du mvp! Magen liplinsculigue crazy! Ich mag sie mucho.

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    2. Correccion .
      Hallo, wie gehts Paul? Danke! Du bist MVP! Maren ist meine verrückte Lieblingskollegin! Ich mag sie sehr.

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    3. Hola Leo! Me encanta fántastico que mi hermana tiene a ti. Queda como eres, pero me parece que eres el liplinsculigue de todo el mundo! Mucho suerte de Alemania!

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  4. Hab mir schon Sorgen gemacht, daß so lange nichts Neues im Blog stand. Schöne Adventszeit! ;-) muslix

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